Das Jahr 1933 – Erinnern heißt antifaschistisch handeln
11. Januar 2023
Das Jahr 2023 beinhaltet auch die Erinnerung an das, was vor 90 Jahren geschah: Am 30. Januar 1933 ernannte Reichspräsident Paul von Hindenburg Hitler zum Reichskanzler. Die Nazis waren nun an der Macht. Mit diesem Akt der Machtübertragung begann die faschistische Herrschaft in Deutschland. Es folgte die Zerschlagung der Arbeiterbewegung und die Abschaffung der parlamentarischen Demokratie. Und es begann die systematische rechtliche und gesellschaftliche Ausgrenzung von Jüdinnen und Juden.
Die Machtübertragung an die Nazis geschah nicht aus heiterem Himmel und ihre Herrschaft wurde nicht von einem Tag auf den nächsten gefestigt, insbesondere nicht in Berlin.
Zunächst musste jede Opposition verhindert werden. Dazu gehörte besonders die Zerschlagung der politischen Arbeiterbewegung. Schnell wurden viele führende Funktionärinnen verhaftet und in die ersten SA-Lokale und „wilden Konzentrationslager“ verschleppt und dort oft schwer gefoltert, manche ermordet. Ebenfalls kurz nach der Machtübertragung wurden erste antijüdische Gesetze erlassen. Das Gesetz zur „Wiederherstellung des Berufsbeamtentums“ vom 7. April 1933 diente zur Gleichschaltung der öffentlichen Verwaltung und zur Entlassung von politischen Gegnerinnen der Nazis. Paragraph 3, der sogenannte Arierparagraph, verbot die Beschäftigung von Jüdinnen und Juden.
Bereits am 1. April wurde ein reichsweiter Boykott gegen jüdische Geschäfte, Ärztinnen, Juristinnen inszeniert.
Das geschah vor aller Augen und gegen erbitterten Widerstand der Antifaschist*innen.
An diese Ereignisse im ersten Halbjahr 1933 wollen wir erinnern, aber auch an die Vorgeschichte und die Hintergründe.
Es soll darum gehen, diese Ereignisse aus der Vergessenheit zu holen, Wissen aufzufrischen und weiterzugeben. Und es wird bei allen Veranstaltungen auch darum gehen, was das alles für heute bedeutet. Darum haben wir das alles unter das Motto
Das Jahr 1933 – Erinnern heißt antifaschistisch handeln
gestellt.
Das Spektrum der verschiedenen Veranstaltungen ist breitgefächert, aber ohne den Anspruch, alle Aspekte abzudecken.
Es umfasst Erinnerung an frühe KZs wie das KZ Wasserturm im Prenzlauer Berg oder das SA-Gefängnis Papestraße, an Morde wie den an Erich Meier oder die Köpenicker Blutwoche, an die Zerschlagung der Parteien und Gewerkschaften und die beginnende Diskriminierung und Ausgrenzung der jüdischen Bevölkerung.
Deshalb organisieren die Berliner Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes – Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten e. V. zusammen mit anderen Organisationen, Initiativen und Privatpersonen in der ersten Jahreshälfte 2023 diese Veranstaltungsreihe zu den Ereignissen 1933 nach der Machtübertragung an die Nazis. Neben Veranstaltungen und Aktionen, die von Mitgliedern und Gruppen der Berliner VVN-BdA vorbereitet werden, beteiligen sich Geschichts- und Gedenkinitiativen, Stadtteilgruppen, Antifa-Gruppen, Frauenprojekte Gewerkschaftsgliederungen mit eigenen Beiträgen vor Ort, beispielsweise Hufeisern gegen Rechts, die Geschichtswerkstatt Lichtenrade und auch das Aktive Museum e. V.
Den Auftakt der Reihe bildet eine Kundgebung am 30. Januar 2023 auf dem Pariser Platz vor dem Brandenburger Tor, dem Ort, wo am 30. Januar 1933 die Nazis die Ernennung von Adolf Hitler zum Reichskanzler demonstrativ mit einem martialischen Fackelzug der SA begleiteten.